Am Montag veröffentlichte die bundesweite Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) den 3. Jahresbericht 2024. Wie wir, die Kompetenzstelle gegen Antiziganismus (KogA), über Social Media schon geteilt haben, zeigt der erschreckende Befund einen Anstieg von ca. 40 Prozent in der gemeldeten Fallzahl. Besonders der institutionelle Antiziganismus, hat im Vergleich zum Vorjahr, deutlich zugenommen. Im Kontakt mit Behörden und Ämtern sowie im Wohnkontext und im Bildungsbereich erfahren Sinti* und Roma* besonders häufig Diskriminierung. Eine fatale Entwicklung. So sind es gerade die Bereiche, die den weiteren Lebensweg, den sozialen und ökonomischen Status prägen und letztendlich die grundlegende Existenz und die Teilhabe an der Gesellschaft mitbestimmen.
Wir als Projekt, dass antiziganismus- und diskriminierungskritische Bildungsarbeit im Kontext von NS-Gedenkstätten leistet, sehen mit besonders besorgtem Blick auf den NS-bezogenen Antiziganismus, der auch in der Neuen Rechten beobachtet werden kann und immer mehr im bürgerlichen Antiziganismus vorkommt.
„Insgesamt verdeutlichen die jährlichen MIA-Berichte, wie weit verbreitet und wie tief verwurzelt Antiziganismus in unserer Gesellschaft ist. Der deutliche Anstieg der gemeldeten antiziganistischen Vorfälle, steht für einen höheren Bekanntheitsgrad von MIA und für eine gefährliche gesellschaftliche Entwicklung. Der NS-bezogene Antiziganismus macht im Vergleich der Fallzahlen der verschiedenen Erscheinungsformen einen geringeren Anteil an Fällen aus. Allerdings haben diese Fälle häufig eine besondere Tragweite, da es sich häufig um die Leugnung oder Befürwortung des fundamentalsten Verbrechens, dem nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti* und Roma*, handelt. Und damit auch eine Verweigerung der Auseinandersetzung mit dessen Bedeutung, Folgen und der gesellschaftlichen Verantwortung zum Ausdruck gebracht wird. Als KogA folgt daraus die Notwendigkeit den NS-bezogenen Antiziganismus verstärkt zum Thema zu machen.“, so Lukas Engelmeier stellvertretender Projektleiter KogA.