Das Georg-Eckert-Institut, Leibnitz-Institut für internationale Schulbuchforschung

hat eine neue Publikation herausgegeben:

„Schulbücher und Antiziganismus: Zur Darstellung von Sinti und Roma in aktuellen deutschen Lehrplänen und Schulbüchern“ (Imke Rath und Riem Spielhaus. Eckert. Dossiers 3 (2021). urn:nbn:de:0220-2021-0096)

Zitat aus der Einleitung:

„Verschiedene zivilgesellschaftliche Akteure, darunter Selbstorganisationen, staatliche Einrichtungen des Bundes sowie einzelner Länder in Deutschland und Institutionen der Europäischen Union wie der Europarat, setzen sich für die Gleichstellung der nationalen Minderheit der Sinti*zze und Rom*nja1 ein. Der Bildungsbereich wird dabei bspw. in dem von der Europäischen Kommission herausgegebenen „Bericht über die Umsetzung der nationalen Strategien zur Integration der Roma“2 als wichtiger Politikbereich für die Förderung der Gleichstellung dieser Minderheit identifiziert. Für den deutschen Bildungssektor formulierte die Kultusministerkonferenz 2013 die Empfehlung, Schulbücher grundsätzlich auf die Berücksichtigung der Heterogenität der Schüler*innen zu prüfen.3

Der schulischen Bildung wird das Potenzial zur Überwindung verfestigter Vorurteile und Stereotype beigemessen, indem Jugendlichen Informationen an die Hand gegeben werden, auf deren Grundlage sie sich ein differenziertes Bild machen können. Der Frage, wie sehr dieses Potenzial in Bezug auf die Darstellung von Sinti*zze und Rom*nja genutzt wird, geht diese Analyse von Curricula und Schulbüchern für den Schulunterricht in Deutschland in den sinnbildenden Fächern Geschichte, Politik/Sozialkunde und Geografie sowie Gemeinschaftskunde und Gesellschaftslehre nach.“

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1 Sinti*zze und Rom*nja steht in dieser Studie für alle geschlechtlichen Formen der gemeinhin als „Sinti und Roma“ bezeichneten Minderheit. Im Singular spricht man von Sinto (maskulin) und Sintezza oder Sintizza (feminin), im Plural von Sinti (maskulin) und Sintezze oder Sintizze (feminin); Rom und Romni sind die maskulinen und femininen Formen im Singular, Roma und Romnja die entsprechenden Plural-Formen. In Anlehnung an Astrid Messerschmidt, die in einem Beitrag zu Antisemitismus- und Rassismuskritik die Bezeichnung „Juden“ immer dann gendert, wenn es sich um reale Personen jüdischen Glaubens handelt und die nicht-gegenderte Form als Figur der Personengruppe versteht, verwendet dieser Bericht die gegenderte Form dann, wenn es um reale Personen geht. Handelt es sich hingegen um die (klischeebehaftete) Vorstellung oder konkrete Darstellungen der Personengruppe, wird „Sinti und Roma“ verwendet, wobei sich die Trennlinie zwischen den beiden Konzepten nicht immer klar ziehen lässt. Lehrpläne und Schulbücher verwenden „Sinti und Roma“ ausschließlich in nichtgegenderter Form. Auch sonst gendern sie äußerst selten. Bei Zitaten oder Paraphrasen aus Schulbüchern und Lehrplänen ist dies entsprechend übernommen. Vgl. Messerschmidt, Astrid, 2017, „Verbunden und getrennt – Antisemitismus- und Rassismuskritik“, in: IDA NRW, 23 (2), 2-6.

2 Vgl. Europäische Kommission (Hg.), 2019, „Bericht über die Umsetzung der nationalen Strategien zur Integration der Roma“, in: Mitteilungen der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat, Brüssel,
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:52019DC0406&from=FR.

3 Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, 2013, „Interkulturelle Bildung und Erziehung in der Schule (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 25.10.1996 i. d. F. vom 05.12.2013)“, 8,
https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Themen/Kultur/1996_10_25-Interkulturelle-Bildung.pdf.