Planspielseminar EGMR in Kooperation mit Teilnehmer_innen der VHS-Celle, 2013. Foto: Stiftung niedersächsische Gedenkstätten

Inhalte und Ziele

Zielsetzung des Planspiels „Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte – Fallsimualtionen“ ist es, dass sich die Teilnehmenden „spielend“ und handlungsorientiert mit der Europäischen Konvention für Menschenrechte, der Funktionsweise des Gerichtshofs wie auch konkreten Fällen von Menschenrechtsverletzungen auseinander setzen. Dabei erfahren sie, wie Menschen durch eine individuelle Beschwerde vor dem EGMR die Verletzung ihrer Menschenrechte anprangern und deren Einhaltung einfordern können. Für die Planspielseminare wurden zwei Fälle ausgearbeitet, die sich an realen Klagen aus den letzten Jahren gegen die Bundesrepublik Deutschland orientieren. Für die Fallsimulationen wurden die Namen der Beschwerde führenden Personen und Institutionen geändert.

Das Planspiel kann an einem Seminartag (sieben Zeitstunden) oder auch an zwei halben Tagen durchgeführt werden.

Zielgruppen des Seminars sind Multiplikator_innen der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit, die mit Jugendlichen oder Erwachsenen arbeiten. Anhand der Fälle des Planspiels können unterschiedliche Themen und Artikel der Europäischen Konvention für Menschenrechte behandelt werden.

Fall 1: Frau Jung versus Deutschland

Für die Fallsimulation wurden die Namen von Personen geändert.

Dieser Fall wurde vor dem EGMR verhandelt und medial in Deutschland unter dem Titel „Whistleblower-Prozess“ bekannt. Im Kern geht es darum, ob Frau Jung in ihrer Meinungsäußerungsfreiheit und ihrem Recht auf ein faires Verfahren beschränkt wurde. Frau Jung hatte ihrem Arbeitgeber, einer Pflegeeinrichtung, mit rechtlichen Schritten gedroht, falls sich an den dortigen Arbeits- und Pflegebedingungen nichts ändere. Daraufhin wurde ihr fristgerecht gekündigt, was aus ihrer Sicht bedeutete, sie mundtot zu machen.

Themen, die bei diesem Fall auch mit diskutiert werden, sind: menschliche Würde in der Altenpflege und anderen Institutionen, Persönlichkeitsrechte, Loyalitätspflicht und Meinungsäußerungsfreiheit in Institutionen, Organisationen und Unternehmen, Gesundheitswesen, Altenpflege, gesellschaftliche Bedeutung der Thematik etc.

Weiterführende Informationen zu diesem Fall, dessen Umsetzung im Planspiel und zum Ablauf des Seminars finden Sie hier.

Fall 2: FAIR-Deutschland e.V. versus Deutschland

Für die Fallsimulation wurden die Namen von Personen und Institutionen geändert.

Dieser Fall wurde vor dem EGMR verhandelt und hatte medial in Deutschland bereits starke Aufmerksamkeit erregt. Dabei geht es um den Vergleich des Leids von Tieren mit dem von Menschen. In Aufsehen erregenden Bildern wird die Situation von Tieren in Massentierhaltung und die von Menschen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern einander gegenüber gestellt. For Animals in Responsibility (FAIR) möchte damit für den Tierschutz, für vegane Ernährung und gegen Massentierhaltung protestieren. Diese provokante Werbung wird FAIR-Deutschland durch eine einstweilige Verfügung des Amtsgerichts Stuttgarts und die Urteile nachfolgender Gerichte verweigert. Im Kern geht es darum, ob FAIR-Deutschland e.V. in seiner Meinungsäußerungsfreiheit und seinem Recht auf ein faires Verfahren beschränkt worden ist.

Themen, die bei diesem Fall diskutiert werden, sind: Menschenwürde, Geschichte des Nationalsozialismus, Persönlichkeitsrechte, Tierschutz, Vergleiche mit dem Holocaust.

Weiterführende Informationen zu diesem Fall, dessen Umsetzung im Planspiel und zum Ablauf des Seminars finden Sie hier.